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© Copyright Antonios Vassiliadis
 

 
Frühjahr 1900. Es war Ostern. Zwei griechische Segelboote - caiques oder Kutter, mit 6 Schwammtauchern und 20 Ruderern an Bord waren auf der Fahrt von Symi in ihre sommerlichen Schwammtauchergründen vor der tunesischen Küste, Richtung Westen unterwegs. Hungrig nach Schwämmen segelten sie in Richtung Kap Malea, zwischen dem griechischen Festland (Peloponnes) und Kreta. Diese Meerenge war bekannt für ihre Tücken und stürmische See durch den "Meltemi", einem für die Gegend typischen, im Sommer auftretenden Wind. Es kam wie es kommen musste - die Boote gerieten dort in einen Sturm. Dem griechischen Kapitän Dimitrios El. Kontos blieb keine andere Wahl, als sich und seine symiotische Besatzung in Sicherheit zu bringen. Die nächstgelegene Möglichkeit zwischen Kythira im Norden und Kreta südöstlich war die Insel Andikythira (nach altgriechischer Transkription Antikythēra) in einer kleinen Bucht im Nordosten. Nach drei Tagen flaute der Sturm dann endlich ab. Am Osterdienstag navigierte Kapitän Kontos eines seiner Segelboote um die spitze Landzunge zu einer unter Wasser gelegenenen Felsbank östlich des Hafens Potamos, welche die Einheimischen dort Pinakakia nannten. Rund 20 Meter von den Steilklippen entfernt warf er den Anker. Beim ersten morgendlichen Tauchgang entdeckte Ilias Lykopanti - auch Stadiatis wegen seiner Herkunft aus Klein Asien genannt, in 42-50 Meter Tiefe plötzlich Anzeichen von versunkenen Skulpturen und tauchte nach kurzer Zeit wieder auf. Beim Abnehmen seines Kupferhelmes konnte er wohl seinen Kameraden diesen Glücksfund nicht schnell genug erzählen, doch Kapitän Kontos wollte sich selber ein Bild unter Wasser machen und tatsächlich: beim Untersuchen des Meeresbodens zwischen unterschiedlich bewachsenen Steinen mit Seegras und Sand wurde er fündig. Zurück an der Oberfläche präsentierte er mit einen Arm aus Bronze den Beweis des Glücksfundes. Die Fundstelle war am Kap Glyfada bei Potamakia, ca. 25 Meter vor der felsigen Küste.
 
Bild aus GOOGLE Maps
 
Bild links zeigt Kapitän Kontos´ sein Schiff, Bild rechts Dimitrios El. Kontos mit Familie (Bild um 1900)
 
In vielen Quellen wird der Osterdienstag als Funddatum genannt. Das Archäologische Nationalmuseum von Athen berichtet offiziell über den Fund in der Zeit um Ostern herum. Stets im Frühjahr starteten die griechischen Schwammtaucher zu ihren Tauchgründen und nach ungefähr einem halben Jahr auf See kamen die Schwammtaucher dann auch meist erfolgreich wieder zurück - wenn kein Taucher ums Leben kam. Das war dann im Herbst. Andere Quellen (z.Bspl. Jo Marchant "Die Entschlüsselung des Himmels" von 2008, erschienen 2011 im Deutschen Rowohlt Verlag unter ISBN 978-3-498-04517-3) sehen den Herbst als Funddatum, also auf der Rückreise von den Tauchgründen. Nach direktem e-Mail Kontakt zur Autorin Jo Marchant verfügte sie zum Zeitpunkt ihrer Recherchen Ende 2006 über zwei Quellen, allerdings über unterschiedliche Zeitpunkte, wobei keine der beiden zweifelsfrei waren. So beschrieb Jo Marchant in ihrem Buch den Herbst als Funddatum. Einige Jahre später, 2012 publizierte das Griechische Ministerium für Kultur und Sport ein weiteres Buch, "The Antikythera Shipwreck: the ship, the treasures, the mechanism" von Nikolaos Kaltsas, Elena Vlachogianni  sowie Polyxeni Bouyia (ISBN 978-960-386-031-0) in welchem dann das Frühjahr als korrektes Datum genannt wurde. Als Quelle wurde das Griechische Archiv für Archäologische Geschichte (HAAS) genannt.
 
Nach dem Fund der Artefakte gehen die Berichte in zweierlei Richtungen... Offiziell hieß es aus griechischen Quellen, daß Kapitän Kontos das antike Schiffswrack vermessen lies und anschliessend nach Symi zurücksegelte. Dort angekommen wurde er zuerst als Held gefeiert, doch nach Gesprächen mit den Ältesten der Insel sollte er wieder nach Athen segeln, um den Fund dort offiziell zu melden. Soweit ist alles verständlich und nachvollziehbar. Was, wenn es sich etwas anders abgespielt haben sollte? Letzten Endes war das damals keine einfache Zeit. Schwammtauchen war ein gefährliches Unterfangen und nur den jungen und fitten Tauchern vorbehalten. Ein hohes Risiko ohne Dekompressionstabellen bescherten Manchem einen frühen Tod oder bis ans Lebensende gelähmt zu sein.
 
Dass sich nach so vielen Jahrzehnten die Realität der Geschichte durch diverse Überlieferungen und Erzählfantasien automatisch veränderte, dürfte Jedem klar sein. So wurde auch der amerikanische Archäologe, Journalist und Taucher Peter Throckmorton darauf aufmerksam und neugierig, wie er war, fing er an zu hinterfragen Er wollte bei dieser Geschichte zum Anfang zurück gehen, suchte und fand dann auf der Insel Symi noch Zeitzeugen, welche sich an die Geschehnisse von damals erinnerten. Laut einigen weiteren Geschichten in den Küstentavernen sollen Kontos mit seiner Crew alles was zu bergen war an Bord geholt haben und es entweder irgendwo zwischengelagert oder gleich weiterverkauft haben. Den Gerüchten zu urteilen tauchten zwischen 1902 und 1910 in Alexandria in Ägypten zahlreiche kleine Bronzestatuen auf. Ebenfalls merkwürdig war die Tatsache, daß man die Bleigewichte vom Anker des Schiffswracks nie gefunden hatte. Damals benutzten Taucher Absenkgewichte in Form aus Gürteln oder Schuhen aus Blei zum Abtauchen und das war damals teuer. Es liegt sehr wohl im Bereich des Möglichen, daß in der Geschäftstüchtigkeit des Kapitäns und der Notwendigkeit eines sehr guten Erlöses zum Überleben ein plausibles Motiv läge. Erst als die Taucher nichts mehr finden konnten, kam angeblich die Idee auf sich an die Regierung zu wenden, auf eine Belohnung des gefundenen Schiffswracks hoffend.
 
 
 
 
Die verborgene Sensation
 
Im November 1900 gingen Kapitän Dimitrios Kontos und sein Taucher Stadiatis mit einem Bronzearm im Gepäck nach Athen. Dort suchten sie Professor A.Ikonomu auf, einem Archäologen an der Universität von Athen, der ebenfalls aus Symi stammte. Am 6.November trafen sich Kontos, Stadiatis und Prof.Ikonomu mit dem Bildungsminister Spiridon Stais und überbrachten ihm und weiteren Vertretern des Kulturministeriums die Nachricht über die Entdeckung eines antiken Schiffswracks in griechischen Gewässern. Nach anfänglicher Skepsis auf Seiten der Regierungsvertreter handelte der Kapitän Kontos Konditionen für sich und seine Taucher aus. Tage darauf entsandte die griechische Marine das Transportschiff "Mykali" an den Fundort, welches am 24.November dort eintraf, doch nach den ersten erfolgreichen Tauchgängen entpuppte sich die Größe des Schiffes und dessen verbundene Manövrierproblematik für die kleine Bucht mit ihren scharfen Klippen als zu riskant. Durch den Austausch mit dem kleineren Dampfschoner "Syros" konnten die Tauchgänge gleich am 4.Dezember wieder weitergeführt werden. Später kam das Torpedoboot "Aigialeia" dazu. Die darauffolgenden Wintermonate mit Stürmen und hohem Wellengang verlangten den Schwammtauchern alles ab: zwei durch die Taucherkrankheit ernsthaft verletzt - ein Toter! Georgios Kritikos oder Tourkokritikos (Kreter aus türkischem Distrikt) tauchte viel zu schnell auf und starb an der Dekompressionskrankheit. Während 10 Monaten konnten bei dieser ersten richtigen Bergung die noch verbliebenen fünf Taucher bis September 1901 Statuen, Schmuck, Möbel, Geschirr, Glaswaren (Ursprung aus Syria, Palaestina und möglicherweise Aegyptus), Weinkrüge und Bronze heben. Die Funde wurden in Kisten verfrachtet und ins Archäologische Nationalmuseum von Athen gebracht, wo man die schönsten Stücke dieser ersten archäologischen Expedition Griechenlands stolz der Öffentlichkeit zur Schau stellte. Unter den Kisten, die allerdings im Innenhof des Museums lagerten, befand sich ein unscheinbar grüner Klumpen aus Holz und metallischen Ursprungs. Zuerst wurde diesem Überrest keinerlei Bedeutung beigemessen. Doch nach Monaten der Trocknung platzte nach und nach das Holz auf und legte in Altgriechisch beschriftete mechnanische Fragmente frei - Überreste von Bronzezahnrädern eines bis dahin noch völlig unbekannten Mechanismus. 1902 wurde der Museumsdirektor und Archäologe Valerios Stais, Neffe des Bildungsministers Spiridon Stais, auf den unscheinbaren, später sogenannten Mechanismus von Antikythera aufmerksam und erkannte dessen Bedeutung.
 
Die Namen der Taucher (Recherche von Frau Eleni Kladaki-Vratsanou): Ilias Lykopantis oder Stadiatis (aus Stadia in Klein Asien), Kyriakos und Georgios Mountiadis, Ioannis Piliou or Roditis (aus Rhodos), Georgios Kritikos oder Tourkokritikos (Kreter aus türkischem Distrikt, verlor sein Leben während der Bergungsaktion), Vasilios Katsaras, Konstantinos Kalafatis sowie Vasilios Zouroudis (Bild: Griechisches Nationalarchiv für Monumente, NAM)
 
Winter 1900/1901: Die griechischen Regierungsabgeordnete, die Besatzung der "Mykalis" sowie die Schwammtaucher (Bild: Griechisches Nationalarchiv für Monumente, NAM)
 
 
 
 
 
 
Jacques Cousteau
 
1953 begab sich das Forschungsschiff "Calypso" unter Jacques-Ives Cousteau auf eine Expedition: von Frankreich ins Ägäische Meer. Mit an Bord war der MIT Professor Harold "Doc" Edgerton, welcher einen neuen Unterwasser-Scheinwerfer im Handgepäck mit dabei zum Testen hatte. Am 15.August setzte die "Calypso" von Kythira rüber nach Andikythira. Am Morgen des 16.August starteten Frederic Dumas zusammen mit Jacques Cousteau zum ersten Tauchgang hinunter. In 55 Meter Tiefe konnten sie dann die Hauptfundstücke des Schiffswracks lokalisieren. Während sie die Fundstelle bis hinunter auf 70 Meter inspizierten, durchstreiften weitere Taucher die naheliegende Umgebung und fanden in 42 Meter Tiefe, 250 Meter südlich des Schiffswracks die Überreste eines zweiten Schiffes. Überall waren Amphoren verstreut. Dieses zweite Schiff könnte die gleiche Route gewählt haben oder war zusammen mit dem ersten gefundenen Schiff zusammen.
 
Jacques Cousteau mit seiner "Calypso"
 
Doch das Auslösen des Blitzes der Unterwasserkamera alarmierte die örtliche griechische Polizei. Trotz Erlaubnis für Bilder wurde das Fotografieren "unter Wasser" zum Problem des Anstoßes und der protestierende Polizist wies Jacques Cousteau an die Bucht zu verlassen - doch eine Woche später kam er und sein Team aus Delphi zurück für einen einzigen Tauchtag. Ironie des Schicksals, es sollte nicht das allerletzte Mal sein...
 
Bilder Harold Eugene Edgerton, 1953
 
Derek de Solla Price (1922–1983) von der Yale University in New Haven veröffentlichte seine Erkenntnisse 1959 im "Scientific American" unter der Überschrift "An Ancient Greek Computer". Price beschrieb darin die Berechnungsmöglichkeiten eines Gerätes, welches die Bewegungen der im ersten Jahrhundert bekannten Planeten zeigte, sogar Sonnenaufgänge, Mondphasen, Tagundnachtgleichen sowie die Mondwenden von etwa 18 Jahren. Die Vorderseite des Fundes zeigte eine Skala, mit Hilfe dieser der Benutzer auf Schleifringen das ägyptisch-griechische Kalenderjahr mit zwölf Monaten à 30 Tagen plus fünf zusätzlichen Tagen ablesen konnte, insgesamt also exakt 365 Tage. Außerdem zeigte es die zwölf synodischen Mondjahre an. Am erstaunlichsten ist, dass der Mechanismus bereits auf einem Differenzialgetriebe beruhte, einem der komplexesten mechanischen Systeme, die wir kennen. Erst 1828 wurde es patentiert.
 
Erst 1971 wurde der seltsame Fund von der griechischen Atomenergiekommission mit Röntgen- und Gammastrahlen untersucht. Dabei verdunkelte sich die Herkunft des Mechanismus jedoch noch weiter. Allan Georg Bromley (1947–2002), ein Informatiker aus Australien, und der Uhrenhersteller Frank Percival rekonstruierten Teile des "Vorzeit-Computers". Dabei wurde klar, dass man das Fundstück erneut genaueren Röntgenanalysen unterziehen musste, die 1993 von Bernhard Gardner, einem Studenten Bromleys, durchgeführt wurden. Zusammen mit Michael Wright, dem Kurator des Wissenschafts-Museums in London, fertigte Gardner 2002 einen Nachbau des Mechanismus an. 2005/2006 wurde unter dem Titel "Antikythera Mechanism Research Project" ein weiterer Versuch gestartet, Näheres über den Rechner herauszufinden. Als die beteiligten Wissenschaftler 2006 erste Arbeitsergebnisse veröffentlichten, folgerte der Astrophysiker Xenophon Moussas von der Aristoteles-Universität Thessaloniki, nun müssten "große Teile der Mathematik-Geschichte und der Astronomie umgeschrieben werden". Ferner befanden sich auf dem Gerät Schriftzeichen, die man zu 95 Prozent entschlüsseln konnte. Wie sich herausstellte, war das eine Art Bedienungsanleitung, deren Urheber der Astronom, Philosoph und Geschichtsschreiber Poseidonios (135 –51 v. Chr.) gewesen sein könnte, der auf Rhodos lebte.
 
 
 
 
Zweite Tauch-Expedition mit Jacques Cousteau
 
Der zunehmende Bekanntheitsgrad von Jacques Cousteau´s Unterwasser-Expeditionen in den nachfolgenden Jahren bescherten ihm und seinem Team eine angenehme Überraschung, als die Griechische Regierung 1976 zum Tauchen an den verschiedensten Stellen Griechenlands einlud - nach über 20 Jahren. So sah man sich wieder... Der Hintergrund war die Schönheit Griechenlands zu vermarkten und den Tourismus anzukurbeln.
 
Bilder Harold Eugene Edgerton, 1976
 
Unterwasser-Aufnahmen links Vasilis Mendiogiannis, rechts Peter Nicolaides
 
Unterwasser-Aufnahmen Lefteris Tsavliris
 
Dieses Mal wurde jeder Quadratmeter des Wracks sorgfältig fotografiert und in einer Karte dokumentiert. Danach wurden alle Abschnitte nacheinander freigelegt. Bei diesem offiziellen Unterfangen unterstützten griechische Taucher des Archäologischen Meeres-Instituts das Team um Jacques Cousteau: Vasilis Vitalis, John Garas und Petros Nikolaidis. Die Arbeiten mit einem kraftraubenden Saugrohr und einem Korb für die Fundstücke erlaubten den Tauchern lediglich zwei 10-Minuten-Tauchgänge pro Tag. Nach einigen Unterbrechungen, bedingt durch schlechtes Wetter mit rauher See, konnten an 27 Tauchtagen bis November 1976 alle bis heute bekannten Fundstücke aus der Tiefe geborgen werden. Heute ist der Mechanismus mit den anderen Fundstücken in der Abteilung für Bronzegegenstände im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ausgestellt.
 
 
 
 
 
Schiffbruch um 65 vor Christus
 
 
Anfang der 1990er Jahre konnten dann die Planken (Eichen- und Ulmenholz) des Schiffwracks durch den technischen Fortschritt mittels C14-Datierung einem Bau des Schiffes zwischen 260 und 180 v.Chr. zugeordnet werden, was dem Mittelwert um 220 v. Chr. entspricht. Die jetzt identifizierten Holzarten waren italienischen Ursprungs, Ulme aus Mittelitalien, während ein griechisches Schiff damals Kiefernholz aus Samos oder Aleppo verwendete. Die an Bord des Schiffs befindlichen Münzen aus Pergamon konnten zwischen 86 und 67 v. Chr.-, Münzen aus Ephesus zwischen 70 und 60 v. Chr. datiert werden. Daher dürfte das Schiff zwischen 70 und 60 v. Chr. gesunken sein (Zeit des zweiten und dritten Mithridatischen Krieges). Den Ursprung dieses Mechanismus vermuten die Wisenschaftler von dem talentierten Mechaniker Geminos von Rhodos aus der Schule von Poseidonios aus Apameia (Syrien) auf Rhodos. Poseidonios war ein Rhodier griechisch-syrischer Herkunft und Unterstützer der Naturgesetze der Stoiker, nachdem alle Menschen Brüder in der Kosmopolis oder dem Weltstaat (gemeint war das Römische Reich) sind. Marcus Tullius Cicero besuchte 79/78 v. Chr. diese Insel und berichtete über einen ähnlichen Apparat, der vom griechischen Philosophen Poseidonios von Apameia am Orontes stammte. Sein Mechanismus und der von Antikythera folgten den Erkentnissen über das Planetarium von Archimedes. Er war auch Beweis, dass die vorchristliche Wissenschaft der Hellenen weit ausgeklügeltere Erkentnisse besaß als bisher jemals angenommen. Diese Vermutung von Poseidonios wurde allerdings schon Ende Juli 2007 wieder infrage gestellt, als die Forschungsgruppe ihre neuesten Ergebnisse veröffentlichte. Da es inzwischen gelungen war, die zwölf korinthischen Monate auf dem Mechanismus nachzuweisen, vermutete man seinen Erfinder nun nicht mehr auf Rhodos, sondern in Korinth. Es bleibt also offenbar auch künftig noch einiges zu entdecken.
 
 
 
 
2012
 
Im Oktober 2012 erhielt der US-amerikanische Meeresarchäologe Dr.Brendan P. Foley des Ozeanografischen Instituts von Woods Hole (WHOI) aus den USA eine Genehmigung das Wrack und sein Umfeld zu inspizieren. Eine kleine Gruppe von amerikanischen, britischen und griechischen Archäologen und Tauchern mit neuer Technik wurde zum Schiffswrack hinunter beordert, um vorab für eine größere, zukünftige Tauchexpedition noch mehr Informationen zusammen zu stellen. Während der dreiwöchigen Erkundung stellte sich heraus, daß die Dimension des gesunkenen Schiffes mit ca. 49 Metern Länge nun doppelt so groß war wie bisher angenommen. In ca. 70 Metern Tiefe wurden jetzt weitere Fragmente entdeckt.
Dr. Brendan Foley - Copyright Giorgos Koutsouflakis (Sektion für Unterwasser Artefakte)  
 
Das Tauchteam von 2012
 
 
 
 
2013 - "Projekt Contour"
 
Die Experten kamen zu der Ansicht, daß diese Schiffsroute noch mehr gesunkene Schiffe aus der Antike aufzeigen müsste. Vom 15.September bis 15.Oktober 2013 beauftragte das griechische Institut für Unterwasser Artefakte (Ephorate of Underwater Antiquities) ein weiteres Mal das Team um Dr.Theotokis Theodoulou sowie Dr.Brendan P.Foley mit einer weiteren Untersuchung zwischen dem Westen von Kreta und der Insel Andikythira. Dabei konnten mit der 3D-Sonar Technik EdgeTech 4600 sechs weitere antike Schiffe geortet werden: 3 aus römischer Zeit (eines mit über 100 to. geladenen Steinblöcken, das zweite mit Amphoren und Geschirr sowie das dritte mit Amphoren aus Afrikanischen Gebieten) 2 mit Amphoren aus Mittel byzintienischer Epoche und ein noch unbekanntes Schiff mit perforierten Steinblöcken. Desweiteren wurden auch Schiffe aus der Neuzeit mit Metallrumpfkonstruktion gefunden und eines aus dem 19.Jahrhundert, höchstwahrscheinlich die Überreste der 1828 im Piratengefecht um die Burg Gramvousa gesunkene "HMS Cambrian", einer britischen Fregatte.



Die Sektion für Unterwasser Artefakte (Ephorate of Underwater Antiquities) des griechischen Kultur- und Sportministeriums entsandte 2013 ein Tauchteam unter wissenschaftlicher Leitung des Archäologen Dr.Theotokis Theodoulou, Dr.Brendan P.Foley dem Repräsentanten des WHOI und Philipp Short mit 14 weiteren Tauchern. Westlich von Kreta bis zur Insel Andikythira untersuchten und dokumentierten sie den Meeresboden nach weiteren Fundgegenständen. Verwendet wurden Metall-Detektoren und spezielle Lampen. Beim Dokumentieren wurden auch Videoaufnahmen gemacht. Hier wird ein 1.4 Meter langer und ca. 200 Kilo schwerer Anker vermessen, seine Position festgehalten und später nach Restauration an die Antikythera Ausstellung übergeben. Auf den Bildern gut zu erkennen ist, daß jeder Taucher insgesamt drei Sauerstoffflaschen mit unterschiedlichem Gemisch für die Tauchtiefen bei sich trägt.

Im Bild links heben Philip Short und Alexandros Sotiriou gemeinsam ein Fundstück. Vorsichtig wird eine Amphore an die Oberfläche begleitet.


Unterwasseraufnahmen:
 
 
 
 
 
2014 - Tauch-Expedition "Zurück nach Andikythira"
 
 
 
Der EXOSUIT für die Tauchmission 2014 (Copyright Nuytco Research sowie newscientist)
 
1900 und 1901 konnten die Schwammtaucher mit ihrem Tauchanzug und dem schweren Kupfer- oder Messinghelm lediglich 5-10 Minuten pro Tauchgang unbeschadet in der Tiefe bleiben. 1976 waren es für Jacques Cousteau mit seinem Tauchteam schon 20 Minuten. 2012 mit Hilfe von "rebreathern" (speziell recyceltes Sauerstoffgemisch) bis 30 Minuten, doch jetzt in 2014 mit diesem EXOSUIT werden über 5 Stunden ermöglicht und das bis zu einer Tiefe von 300 Meter. Nun, die Fundstücke waren bis auf eine Tiefe von über 70 Meter gesichtet worden und solch eine Technik verhilft einem Taucher jetzt weit mehr Freiraum zum Suchen, ohne dauernd die schnell verinnende Zeit im Nacken zu haben.
 
Der SENTINEL "rebreather" von VR Technology, den die Taucher des Ozeanografischen Instituts von Woods Hole (USA) und das Chinesische Nationalmuseum benutzen (Bild: Popular Science)
 
Dieses Mal kehren Dr. Brendan Foley vom Ozeanografischen Institut von Woods Hole aus den USA und Dr. Theotokis Theodoulou der Sektion für Unterwasser Artefakte vom Griechischen Kulturministerium zur schatzumwobenen Stelle mit neuester Technik zurück. Während ihrer ersten Bergungsmission vom 15.September bis 7.Oktober 2014 fertigten sie eine hochauflösende, drei-dimensionale Karte des Meeresbodens mit Hilfe von Stero-Kameras, die an einem Autonomen Unterwasser-Fahrzeug montiert waren. Taucher bargen darauf im Anschluß einige Fundstücke, welche die Existenz weiterer Artefakte im Sediment des Meeresbodens untermauerte. Teile des Schiffs, einen mehr als ein Meter großen Anker sowie ein Bronzering eines Schiffsmastes mit Holzfragmenten bezeugte einen recht guten Erhaltungszustand des Wracks. Die Fundstücke zeigten aber auch, daß sich der Radius der verstreuten Teile auf dem Meeresboden mit ungefähr 300 Metern größer war, als die symiotischen Schwammtaucher einst in 1901 annahmen. All das zusammen ergab, das bedingt durch die Größe des Ankers sowie Planken des Schiffs das Antikythera-Schiffswrack mit ca. 50 Metern Länge größer war, als bisher angenommen. "Die Beweise zeigen, daß dies das größte jemals gefundene Schiffswrack aus der Antike war," sagte Foley. "Es ist die Titanic aus einer antiken Zeit." Der Archäologe barg ausserdem einen wunderschönen und intakten Tischkrug, Teile eines Betts mit Ornamenten, aber am beeindruckensten war ein 210 cm langer Bronzespeer, den die Taucher nicht tief im Meeressand fanden. Zu groß und zu schwer für eine Waffe, dafür Teil einer übergroßen Statue, möglicherweise eines Kriegers oder der Göttin Athene, erwiederte Foley. 1901 entdeckten die symiotischen Schwammtaucher vier Pferde aus Marmor, welche wohl Teil eines Gebildes darstellten und einen Krieger in einem Wagen hinter sich herzogen. Mit normaler Tauchausrüstung liegt das Schiffswrack aber viel zu tief unten. Deshalb kam hier "rebreather"-Ausrüstung zum Einsatz, welche die Atemluft wieder aufbereitet und den Tauchern eine Verweildauer am Meeresboden von bis zu drei Stunden ermöglichte.
 
Der EXOSUIT in Begleitung mit dem überwachenden Spezial-Team O.Y.K der Griechischen Marine. Rechts: Einer der schönsten Funde, ein 210 cm langer Bronze-Speer (Bilder: ARGO, Brett Seymour)
 
 
Die Archäologen planen für nächstes Jahr eine weitere Tauchmission, um mehr von der versunkenen Ladung bergen zu können. Die geborgenen Gegenstände, vor allem dieser Speer sind "ziemlich vielversprechend", bemerkte Theodoulou. "Wir haben jede Menge Arbeit vor uns, um an die Geheimnisse zu kommen."

Das Ozeanografische Institut von Woods Hole ist eine private, nicht-kommerzielle Organisation aus Kap Cod, Mass. (USA), zur Erforschung der Meere und höheren Studienzwecken gewidmet. 1930 auf Empfehlung der Akademie der Wissenschaften gegründet, ist es deren Aufgabe, die Meere und ihre Zusammenhänge mit dem Planeten im Ganzen zu verstehen, zur Verdeutlichung der wichtigen Rolle im Zusammenhang mit den globalen Umweltveränderungen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier unter www.whoi.edu.
 
 
 
 
 
2015 "Zurück nach Andikythira" (26.08. - 16.09.2015)
 
Tuesday: on our way to Antikythera. Flat calm transit, rounded Maleas, put in to Kapsali for rendezvous and vehicle testing/calibration. - See more at: http://antikythera.whoi.edu/2015/06/10/#sthash.X2888Rjj.dpuf
Tuesday: on our way to Antikythera. Flat calm transit, rounded Maleas, put in to Kapsali for rendezvous and vehicle testing/calibration. - See more at: http://antikythera.whoi.edu/2015/06/10/#sthash.X2888Rjj.dpuf
Tests der Unterwasser-Robotik (AUV) im Juni auf Andikythira. Rechts die imposante "Glaros"
Tuesday: on our way to Antikythera. Flat calm transit, rounded Maleas, put in to Kapsali for rendezvous and vehicle testing/calibration. - See more at: http://antikythera.whoi.edu/2015/06/10/#sthash.X2888Rjj.dpuf
 

Die Expedition in 2014 erbrachte mit Stereo-Kameras in einer Autonomen Unterwasser-Drohe (AUV) hochauflösende Bilder, mit denen die Forscher eine digitale 3-Dimensionale Karte des Meeresbodens erstellen konnten. Doch das schlechte Wetter machte den ambitionierten Plänen einen Strich durch die Rechnung. In den vier Wochen vor Ort konnten bei lapidaren 4 Tauchtagen zwar einige Artefakte aufgestöbert werden, aber immerhin: durch die digitale Erfassung der Oberflächenbeschaffenheit konnte der Nachweis von mehr vergrabenen Artefakten der Ladung untermauert werden!

Zum Vergleich: die diesjährige Expedition hatte in 12 Tagen 40 Stunden auf dem Meeresboden, mit 4 Archäologen unter den Tauchern, welche mit Hilfe modernster Ausrüstung sowie einer hochauflösenden 3-Dimensionalen Karte des Meeresbodens äusserst effizient arbeiten konnte.

 

 

Dieses internationale Forschungs-Team war vom 26.August bis 16.September wieder an der Stelle des versunkenen Schiffes und konnte an Hand der Daten der autonomen Unterwasser-Drohne, welche bereits zuvor vom 8.-15.Juni durch die Unterstützung der australischen Universität von Sydney Vorarbeit leistete, die Bergung weiter voran bringen. Das 2015-Projekt konnte zum ersten Mal auf eine präzise digitale Kartografierung des Meeresbodens aufbauen. Erwähnenswert ist auch, dass seit dem Fund von 1900 erstmalig Archäologen bei der Ausgrabung die Taucher auf dem Meeresboden in 55 Meter Tiefe unterstützen konnten. Das 10-Mann Taucher-Team benutzte bei 61 Tauchgängen an 10 Tagen hierbei modernste Tauchausrüstung, Atemgeräte mit einem speziellen geschlossenem Kreislauf (Rebreather) und eine Trimix-Gasmischung. Ein ferngesteuerter Unterwasser-Roboter (ROV) beobachtete dabei das Geschehen unter Wasser und nahm alle Tauchgänge auf. Gleichzeitig stellte es die Kommunikation zwischen den Tauchern und dem Team an der Oberfläche sicher.

Die 2015-Expedition konnte zu neusten Erkentnissen des Schiffswracks und seiner Ladung beitragen. Die Ortung durch Metallsuch-Detektoren ergaben eine Verteilung von metallischen Gegenständen auf einer Fläche von 40x50 Metern, welche in Ungefähr der Dimension der Größe des Schiffes entspricht, das vor den Klippen von Andikythira gesunken ist.

 
Metallsuchgeräte bestätigten verborgene Metallteile über das gesamte Wrackgebiet. Das Tauch-Team barg auch eine Fülle von Gegenständen, unter Anderem eine vollkommen intakte Amphore; ein großer Halterungsring; zwei Anker-Fragmente (könnten zur Identifizierung des Ankertyps beitragen); Blei-Bestandteile der Schiffsrumpf-Versiegelung; eine graziele, kleine Lagynos (eine Art Vase, z.Bspl. für Wein am Tisch); ein quaderförmiges, mit 12 Löchern versehenes Fundament (mit einer noch unbekannten Füllung) einer möglichen Statue.
 
 
Während der Ausgrabungen konnte das Tauch-Team bisher an 9 Stellen des Meeresbodens mit Hilfe eines "Unterwasser-Staubsaugers" vorsichtig die verborgenen Gegenstände von Sediment, Schlick und Sand herauslösen. An einer Stelle konnte das Sediment bis zu 70 cm ausgehoben werden.
 
 
Die Taucher bargen mehr als 50 Artefakte, welche meist tief unter grobem Sand und unzähligen Keramik-Scherben begraben waren. Ausserdem konnte das Team auch hölzerne Überreste des Schiffsrumpfes an die Oberfläche bringen; Bronze-Gegenstände, möglicherweise eines Throns; eine Knochen-Flöte; ein Teil eines Schachbrett-Spiels aus Glas; Nägel aus Bronze von Schiffsplanken; Stücke aus Bronze, Eisenteile, Glas- und Keramik-Objekte.
 
 

Wir sind dieses Jahr sehr glücklich über die gefundenen Gegenstände. Diese können uns nach den Auswertungen mit weiteren archäologische Informationen voran bringen,” bekräftigte der griechische Archäologe Dr. Theodoulou.

Das Forschungs-Team erarbeitete von mehreren gefundenen Artefakten auf dem Meeresboden eine 3-Dimensionale, digitale Ansicht. Zudem wurden auch alle grösseren Funde an Land digitalisiert. Die bevorstehenden, wissenschaftlichen Auswertungen werden mehr Erkentnisse über das Alter der Vasen und deren Inhalt bringen. Ebenso sollen DNA-Analysen die über 2000 Jahre alten Nahrungsmittel, Parfum oder Medizin identifizieren. Isotop-Analysen sollen die Herkunft und den Heimathafen herausfinden.

Das diesjährige Forschungs-Team von 2015 zählte folgende griechische- sowie internationale Archäologen, Spezialeinsatz-Taucher, Ingenieure, Fotografen, Filmemacher, Techniker, usw.: Y. Bitsakis, D. Conlin, J. Fardoulis, N. Giannoulakis, C. Kaiser, Μ. Kelaides, E. Kovacs, C. Lees, D. Manoliadis, Ε. O’Brien, O. Pizarro, D. Romios, B. Seymour, P. Short, G. Smith, Α. Sotiriou, A. Tourtas, Μ. Tsimperopoulos, S. Williams. Die Ausrüstung zur Erstellung der Unterwasser-Aufnahmen sowie der 3-Dimensionalen Landkarte des Meeresbodens wurde vom australischen Zentrum der Feld-Robotik der Universität Sydney von Australien gestellt. Das gesamte Forschungsteam möchte hiermit seinen ausdrücklichen Dank an folgende Unterstützer sowie Sponsoren ausdrücken: Die Schweizer Luxus-Uhrenhersteller Hublot SA, die Swordspoint Foundation (USA), die Aikaterini Laskaridis Foundation, Jane und James Orr, private Sponsoren des Woods Hole Ozeanograafischen Instituts, Costa Navarino, die Kommunalverwaltung der Insel Kythira sowie die Gemeinde und Einwohner der Insel Andikythira, ebenso OTE-Cosmote, welche die gesamte Telekommunikation stellte.

 
 
 
 
 
2016 "Zurück nach Andikythira" (22.05. - Mitte Juni 2016)
 
 
Ankunft von Dr.Brendan Foley und Dr.Theodoulou auf der Insel. Die Tauch-Saison kann beginnen!
 
 
"Kalimera" Andikythira!
 
 
Vorbereitungen für die Tauchgänge
 
 
 
Die erste Woche auf Andikythira
 
Am Mittwoch war das Team vollzählig: Tauchleiter Phil Short und Gemma Smith kamen Dank der Unterstützung aus Costa Navarino zusammen mit einem Hubschrauber und wurden bei deren Ankunft herzlich begrüßt. Donnerstag war dann endlich der erste Tauchgang der Saison, runter zum Andikythira Schiffswrack. Dabei konnten Artefakte, welche bei der letzten Saison vorbereitet wurden, recht schnell herauf geholt werden. Nach dem Positionieren der Halteleinen zum Seegrund zeigte eine im Anschluss angesetzte, allgemeine Inspektion der Fundstelle keinerlei Störungen. Gute Wetterbedingungen für Freitag und am Wochenende erlauben Tauchgänge und gezielte Metalldetektionen mit einem brandneuen Gerät, das speziell für die Expedition von Andikythira entwickelt wurde.
 
 
Dr.Brendan Foley ist bereit zum Tauchen. Alexandros Sotiriou kontrolliert dabei die Anzeigen der Messinstrumente
 
 
Gemma Smith bei ihrem Tauchgang runter zur Fundstelle in 55m Tiefe (© Brett Seymour)
 
 
Dr.Brendan Foley am Schiffswrack mit zerbrochenen Amphoren und einem tollem Fund: ein Ring aus Gold! (© Brett Seymour)
 
 
 
 
 
2016 "Zurück nach Andikythira" - August
 
 
Das international besetzte Team “Zurück nach Andikythira” entdeckte bei seinen Tauchgängen menschliche Überreste eines Skeletts. Dieser erste Fund kann heute mit dem technologischen Fortschritt von DNA-Analysen endlich Aufschluß von Menschen aufzeigen, welche vor 2100 Jahren gelebt hatten. Das Tauchteam barg einen Kieferknochen mit Zähnen, lange Knochen von Armen und Beinen, Rippen und andere Knochenteile. Weitere Überreste verblieben aus Zeitgründen vorerst im Sand vergraben. Diese sollen erst bei der nächstjährigen Expedition in 2017 geborgen werden.
 
© Macmillan Publishers Ltd. 2016
 
 
“Archäologen studierten die Geschichte der Menschheit an Hand von Gegenständen, welche von deren Vorfahren stammten,” sagte Dr.Brendan Foley, ein Meeresarchäologe des Ozeanografischen Instituts von Woods Hole (WHOI). “Mit dem Andikythira Schiffswrack und den jetzt gefundenen Knochen können wir nun endlich eine Verbindung herstellen, wer auf dem Schiff gelebt hatte und zum Zeitpunkt des Untergangs auch umgekommen ist.” Das Skelett wurde am 31.August 2016 entdeckt und ist das bisher erste seit dem Beginn deren DNA-Studien. Der DNA Experte (Assist.) Prof. Hannes Schroeder vom dänischen Naturkundemuseum in Kopenhagen, eilte darauf nach Andikythira, um die menschlichen Überreste zu inspizieren und vorab zu analysieren. Sobald er die Genehmigung von griechischer Seite erhalten hatte, konnte er damit in seinem Labor komplette Analysen vorantreiben. Falls er genug DNA-Material in den Knochen vorfinden sollte, wäre eine genauerer Aufschluß der Rasse und Herkunft des Menschen ein weiteres, sehr wichtiges Puzzleteil. “Entgegen allen Erwartungen überstanden diese Knochen über 2.000 Jahre auf dem Grund des Meeres und sind in einem wirklich unglaublich guten Zustand,” erwiderte Schroeder.
 
 
 
 
 
2017 "Zurück nach Andikythira" (04.09. - 04.10.2017)
 
Presse-Mitteilung (Übersetzung): Die Abteilung für Unterwasser-Antiquitäten beendet die diesjährige Unterwasser-Expediton am Andikythira-Schiffswrack. Die Bergung zwischen dem 4.-20.September waren seit 2014 zum ersten Mal von exzellenten Wasser- und Wetterbedingungen begleitet. 2014 konnte eine detailierte Karte des Gebiets rund um das gesunkene, römische Schiff erstellt werden. Dessen Fracht waren kostbare Gegenstände sowie der berühmte Mechanismus von Andikythira.

Die Bergung wurde an der letztjährigen Fundstelle menschlicher Überreste weiter voran gebracht. Dabei konnten nun Schiffbestandteile wie Bleiteile, Gewichte oder verrostete Eisenteile sowie diverse Gefäße wie Amphoren entdeckt werden.

Mittlerweile ist das Ausgrabungsfeld um zwei weitere Gebiete erweitert worden, wo Statuen aus Marmor und Bronze durch seismische Aktivitäten unter herabfallenden, dicken Steinbrocken vergraben liegen. Ein neu gefundener Bronze-Arm erhöht jetzt die Zahl der gefundenen Statuen sowie ein (vermutetes) Bekleidungs-/Gürtelstück. Nebst vielzähliger Marmorbruchstücke wurde auch ein Bein einer (vermutlich männlich) weiteren Statue unter schwerem Geröll lokalisiert.

Die rund um das Schiffswrack herum gefundenen Kleinstteile und hinterlassenen Taucher-Ausrüstungsteile bezeugen die vorausgegangene Hebung aus dem Jahre 1976 von Jaques Cousteau´s MOCS-Team. Viele bisher noch nicht identifizierte Fundstücke müssen erst noch gesichtet und studiert werden. Eines davon ist eine Metallscheibe mit 4 Löchern und einem Stiersymbol, welches durch Röntgenstrahlen sichtbar gemacht werden konnte!

Die Fundstelle, Schiffsfragmente sowie Knochenfunde untermauern mit den Informationen von 1900 ein nautisches Schiffsunglück.










Bild links: Team-Besprechung über die Zusammensetzung der Tauchergruppen, den Tagesablauf, Sicherheit und geplante Tauchzeiten. (Photo by Brett Seymour EUA / ARGO NGO)
 
 
 
 
 
 
 
2018 "Zurück nach Andikythira" (Mai 2018)
 
 
Fortsetzung folgt...
 
 
 
 
 
 
Der erste analoge Computer
 
 
Fragment A des Antikythera-Mechanismus. Bildrechte liegen beim Antikythera-Mechanismus Forschungsprojekt (© Antikythera Mechanism Research Project)
 
Fragment A des Antikythera-Mechanismus in einer 3D-Darstellung mittels Computer Tomographie. Bildrechte liegen beim Antikythera-Mechanismus Forschungsprojekt (© Antikythera Mechanism Research Project)
 
 
Die 82 Fragmente des Antikythera-Mechanismus. Bildrechte liegen beim Antikythera-Mechanismus Forschungsprojekt (© Antikythera Mechanism Research Project)
 
 
 
Youtube-Video mit Unterstützung von HUBLOT
 
 
 
Funktionen
 
Schematische Zahnrad-Anordnung (nach Erkentnisstand der Wissenschaftler Freeth, Jones, Steele, & Bitsakis von 2012)
 
 
 
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Der Kosmos auf der Vorderseite des Mechanismus (© 2011 Tony Freeth, Images First Ltd. Alle Rechte vorbehalten)
 
 
 
 
 
 
 
 
Geschichtlicher Hintergrund
 
Um im römischen Reich von Rom aus in den Nahen Osten zu gelangen führten die Schiffsrouten im Mittelmeer an zwei prägnanten Punkten vorbei: einmal durch die Straße von Messina, also zwischen dem italienischen Festland und Kalabrien, anschliessend südlich um Griechenland (Peloponnes) herum, Kap Tenaro sowie Malea umfahrend und nördlich an Kreta vorbei. Diese Passage war zugleich Knotenpunkt für weitere Ziele im Norden (Athen, Klein Asien, Byzanz), Süden (Alexandria) oder Osten (Rhodos oder Jerusalem). Nach den gefundenen Münzen zu urteilen, könnten sich daraus 5 Anlegepunkte ergeben: Pergamon, Ephesos (mit seinem Hafen), die Insel Kos, die Insel Rhodos und Athen (Piräus mit seinem Hafen).
 

Fundstelle des Schiffswracks von Antikythera (Antikythera Mechanismus) in grösserer Ansicht
 
Römisches Handelsschiff nach Zeichnung von Nektaria Roumelioti
 
Was war passiert? Wissenschaftler finden heraus, daß es sich bei diesem Schiff um ein Frachtschiff (ca. 300 to. Kapazität) handeln musste - möglicherweise des römischen Konsuls, General und Feldherrn Sulla (Lucius Cornelius Sulla Felix): der halbwegs hellenisierte König Mithridates VI. von Pontus, der fünfundzwanzig Jahre damit verbracht hatte, sein Gebiet zu vergrößern, benützte den Umstand, daß die Römer durch den Marsischen Krieg gebunden waren und brach in Griechenland und Makedonien ein. Der Haß, der sich in vielen Städten einschließlich Athens gegen die Römer, ihre Steuereinnehmer und Geschäftsleute angesammelt hatte, veranlaßte sie, seine Sache zu der ihren zu machen und auf sein Anstiften hin kam es in Asia zu einem Massaker von achtzigtausend italienischen Bürgern. Roms Generäle Sulla und Lucullus konnten ihn aber während des ersten und zweiten Mithridatischen Krieges (89-84 v.Chr.) nicht endgültig besiegen. Aber nachdem Sulla den geschwächten Mithridates 84 v.Chr. in dessen Heimatgebiet zurückgedrängt hatte, hatte er eine Schneise der Verwüstung durch Kleinasien gezogen. Er zerstörte die dortigen Städte mit berüchtigtem Blutdurst und Gier und verschiffte seine Beute dann heim nach Rom, um unter anderem einen riesigen Triumpfzug zu bezahlen, der ihm half, seine Popularität bei der römischen Bevölkerung zu festigen. Möglicherweise gehörte ihm oder einem seiner Feldherrn das Antikythera-Schiff, das aus den eroberten und kontrollierten Territorien die eingetriebenen Steuern für Rom´s Feldzüge transportierte. Da war nur ein Problem: Sulla verstarb 78 v.Chr. an Leberversagen und das Schiff liegt zwischen 60-70 v.Chr., also nach Sulla´s Tod. Aber um diese Zeit verwüstete ein neuer junger Feldherr die ostgriechischen Städte und kämpfte ebenfalls gegen den hartnäckigen König Mithridates VI., welcher Rom einfach nicht zur Ruhe kommen lies.
 
Klein-Asien 90 v.Chr. (Bild: Wikipedia)
 
Links: König Mithridates VI. von Pontos - Mitte: Pompeius - Rechts: Lucius Cornelius Sulla Felix (Bildquelle: Wikipedia)
 
Er  hieß Pompeius Magnus. Ihm gelang es schliesslich König Mithridates VI. zu besiegen. Dabei ging Pompeius in zwei Phasen vor: zuerst erneuerte er erfolgreich in großem Maßstab Roms Aktivität zur See, indem er die Seeräuberverbündeten des Mithridates überwältigte, die, wenn sie auf Sklavenbeute ausgingen, von den schmalen Buchten der felsigen Westküste Kilikiens ausfuhren; und im dritten und letzten Mithridatischen Krieg (74 bis 63 v.Chr.) wurde das Königreich von Pontos endgültig besiegt, welcher auf die Krim in die Burg von Pantikapaion floh und dort 63 v.Chr. nach einem ersten missglückten Versuch mit Gift nun mit Hilfe des Schwertes eines Sklaven erfolgreich Selbstmord beging. Nachdem er Mithridates geschlagen hatte, schlug er sich mordend und plündernd durch Pontos, Syrien, Palästina und Jerusalem und gliederte allesamt ins Römische Reich ein. Rom erweiterte dadurch seine direkten Herrschaftsgebiete im Osten. Dies brachte enorme Reichtümer für römische Feldherren mit.
 
Klein-Asien 63 v.Chr. (Bild: Wikipedia)
 
Julius Cäsar (Bildquelle: Wikipedia)
 
Als Pompeius 61 v.Chr. nach Rom zurückkehrte, hielt er den größten Triumpfzug ab, den die Stadt jemals gesehen hatte, so riesig, daß die Kriegsbeute auf 700 Schiffen in den Hafen gebracht werden musste und es zwei Tage dauerte, bis das ganze Spektakel durch die Straßen gezogen war. Auf Fahnen mit den Namen der vielen Länder, die er erobert hatte, folgten seine Truppen, königliche Gefangene, Beute aus den geplünderten Städten, exotische Tiere sowie Gold- und Silberstatuen seiner toten Feinde, einschließlich Mithridates VI. von Pontus. Den größten Teil dieses Jahrhunderts hindurch hatten die Generäle Roms immer unverblümter einen weitgehend selbstständigen Status für sich und ihre Heere in Anspruch genommen und jetzt übernahm ein diktatorischer Dreierausschuß die Herrschaft über das Reich (60-59 v.Chr.). Einer dieser Triumvirn war Julius Cäsar. Ziel der kostbaren Fracht des versunkenen Schiffes von Antikythera war höchstwahrscheinlich Rom für eine geplante Huldigung durch einen Beutezug zu Gunsten Julius Cäsar, da die Schiffe aus östlicher Richtung gekommen seien müssten: daß zu diesem Zeitpunkt ein Sturm von Osten oder Nordosten herkommend ein Segelschiff an der Ostküste zerschellen lies, war eine logische Schlussfolgerung über den Fundort im Osten der Insel.
 
Marcus Tullius Cicero
 
Eine weitere These vertritt das Griechische Nationalmuseum in Athen, nachdem der römische Politiker, Anwalt, Schriftsteller, Philisoph und Konsul Marcus Tullius Cicero um 70 vor Christus mit seinem langjährigen Freund und Landsmann Titus Pomponius Atticus (Quintus Caecilius Pomponianus) in Athen umfangreichen Briefverkehr hatte. Der Intellektuelle und Bankier Atticus war ein großer Wohltäter Athens, half nach dem ersten Mithridatischen Krieg beim Wiederaufbau dieser Stadt und spendete der Bevölkerung Nahrungsmittel. Für seinen Freund Cicero orderte er kostbare Marmor- und Bronze-Statuen, die in Piräus auf ein Schiff geladen und nach Rom verfrachtet werden sollten. Cicero besaß in Rom acht Villen und wollte mit griechischen Kunstgegenständen einige seiner Villen prächtig ausstatten. In dieser Zeit der Eroberungen schmückten sich viele Vermögende und einflussreiche Mitglieder der Oberschicht mit griechischer Kultur aus.
 
 
 
Meinem speziellen Dank gilt:
Jo Marchant
Alexandros Sotiriou
John Fardoulis
 
 
Quellen:
Das Antikythera-Mechanismus Forschungsprojekt
Archäologische Nationalmuseum von Griechenland, Athen
Frau Eleni Kladaki-Vratsanou

Griechisches Nationalarchiv
Harold Eugene Edgerton, USA
Jacques Cousteau Foundation, Frankreich

Vasilis Mendiogiannis
Peter Nicolaides
Lefteris Tsavliris

Dr. Brendan Foley, Deep Submergence Laboratory, Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), Woods Hole, MA 02543, USA
Griechisches Institut für Unterwasser Artefakte (Ephorate of Underwater Antiquities) D. Aeropagitou & Erechteiou 59, GR 117 42 Athens, Griechenland
EdgeTech, USA
ekathimerini.com, Kathimerini English Edition (International New York Times in Greece and Cyprus)
Tony Freeth, Images First Ltd.
Google Earth
Nektaria Roumelioti
J. F. White Contracting Co., Massachsetts in den USA
Nuytco Research

"Mittelmeerkulturen in der Antike" von Michael Grant, erschienen im C.H.Beck Verlag München, ISBN 3 406 05355 6
"Die Entschlüsselung des Himmels" von Jo Marchant, erschienen im Rowohlt Verlag, ISBN 978 3 498 04517 3
"Antikythera Mechanism", Blogspot.de
"The Antikythera computing device, the most complex instrument of antiquity", Hellenica
ISAW Papers 4 (Februar, 2012), The Cosmos in the Antikythera Mechanism von Tony Freeth und Alexander Jones
Bilder des Antikythera Mechanismus Forschungsprojekt, Konferenz in Athen
Greek Reporter, "International Mission Exploring Antikythera Shipwreck", Nicoleta Kalmouki
"The Antikythera Mechanism", Max Planck Institute for the History of Science, Boltzmannstr. 22 in 14195 Berlin, Deutschland
"Fragmentary Knowledge. Was the Antikythera Mechanism the world’s first computer?" John Seabrook vom 14.Mai 2007, The New Yorker
Youtube
Anthony Ayiomamitis "Greek Archaeoastronomy - Antikythera Mechanism"
NewScientist "Wearable Submarine to hunt for 2000-year-old computer", 04.06.2014 von Mark Harris
Divernet "The Titanic of its time", März 2013
USA Today "Famed roman shipwreck reveals more secrets", 04.01.2013 von Dan Vergano
Archaeology & Art "Underwater archaeological survey of Western Crete - Antikythera 2013", 23.12.2013
Projekt Contour
School of Physics and Astronomy, "The Antikythera Shipwreck: the ship, the Treasures, the Mechanism", Prof Mike Edmunds, Cardiff University, 5, The Parade, Cardiff, CF24 3YB, Wales, UK
 

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